Gewalttätige Jugendliche, überforderte Betreuer: Kann man nach den Vorfällen auf Ameland Kinder noch in Ferienlager schicken? stern.de erklärt, was Eltern unbedingt beachten müssen. Von Sebastian Huld und Sönke Wiese
Ob Strandurlaub, Kanufahrten oder Ponyhof: Zehntausende Kinder verbringen einen Teil ihres Urlaubs in Ferienlagern. Nach den Vorfällen auf Ameland, wo sich ältere Jugendliche aufs Schlimmste an Jüngeren vergangen haben, fragen sich nun viele Eltern: Kann man seine Kinder überhaupt noch guten Gewissens in ein Ferienlager schicken? Die Antwort lautet ganz klar ja - wenn vorher ein paar Dinge beachtet werden.
Woran erkenne ich gute Anbieter von Ferienfreizeiten?
"Anbieter von Kinder- und Jugendreisen sollten bei einem größeren Träger eingebunden sein", rät Ulrike Kutsch, Pädagogische Leiterin des Jugenderholungswerks Hamburg e.V.. Große Verbände wie der Deutsche Fachverband für Jugendreisen Reisenetz oder das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen geben ihren Mitgliedern einheitliche Standards vor. Das Bundesforum vergibt an Reiseanbieter zum Beispiel das Qualitätssiegel "Sicher Gut". Seit 2007 können die Reise-Anbieter hier durch eine externe Prüfung oder durch einen Fragebogen die Qualität ihrer Kinder- und Jugendbetreuung nachweisen.
Außerdem sollten die Reiseanbieter ein fest formuliertes Leitbild haben. Zielsetzungen wie zum Beispiel jene, Kinder zu neuen Erfahrungen zu ermutigen, ihre Teamfähigkeit zu stärken und dergleichen, sind ein Nachweis für die Seriosität des Angebots. Generell lässt sich sagen, dass langjährig etablierte Anbieter von Kinder- und Jugendreisen eine gute Adresse sind.
Völlig ausschließen lässt sich Missbrauch auch nicht bei qualifizierten Trägern. Denn auch der Städtesportbund, zu dessen Osnabrücker Sektion die Reisegruppe in Ameland gehört, galt bislang als guter Träger.
Wie sollte eine gute Reisevorbereitung gestaltet sein?
Vorbereitungstreffen sind Pflicht. Kinder und Eltern sollten im Vorfeld der Reise unbedingt die Betreuer kennenlernen. Außerdem ist es auch empfehlenswert, wenn sich die Kinder schon vor Reiseantritt einmal getroffen haben. Bei den Treffen können alle wichtigen Fragen im Vorfeld geklärt werden. Hier sollten Eltern auch unbedingt nach der Qualität der Betreuer fragen. "Transparenz ist bei solchen Reisen ganz wichtig", sagt Ulrike Kutsch vom Hamburger Jugenderholungswerk.
Wie erkenne ich gute Betreuer?
Betreuer sollten unbedingt die Jugendleiter Card (Juleica) vorweisen können. Seit 1999 gibt es die Juleica, die Jugendliche ab 16 Jahren dazu qualifiziert, Kinder und Jugendliche auf Reisen zu betreuen. In den 40 Schulungseinheiten lernen die Betreuer nicht nur "Erste Hilfe", sondern sie werden auch in Pädagogik und Streitschlichtung geschult. Sie lernen, was Aufsichtspflicht bedeutet und werden für mögliche Probleme sensibilisiert. Da immer mehr Anbieter von Kinder- und Jugendreisen die Juleica für ihre Betreuer zur Pflicht machen, haben auch immer mehr Betreuer den Kurs absolviert, der im Regelfall vom Land bezahlt wird.
Besonders wichtig ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Betreuern und Betreuten. Beim Jugenderholungswerk Hamburg beträgt das Verhältnis eins zu sieben. "Alles andere würde ich hinterfragen", sagt Ulrike Kutsch. Denn eine gute Betreuung braucht ein Vertrauensverhältnis, das sich nur schwer aufbauen lässt, wenn die Betreuer zu viele Kinder gleichzeitig beaufsichtigen müssen.
Ebenso wichtig ist, dass es einen festen Betreuerstamm gibt. Wenigstens einige Betreuer sollten schon länger beim jeweiligen Anbieter arbeiten. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Qualität der Kinderbetreuung gleich bleibt oder verbessert wird. Gute Anbieter führen mit ihren Betreuern nach jeder Fahrt eine Nachbereitung durch. Hier können Vorfälle und Probleme besprochen werden, die Betreuung kann beständig angepasst werden: Die pädagogische Leiterin Ulrike Kutsch berichtet: "Im vergangenen Jahr hatten wir vermehrt Ärger mit den älteren Jugendlichen. Deshalb haben wir die Gruppen verkleinert und die Dauer der Reise verkürzt." Eine Maßnahme, die schon dieses Jahr Früchte trägt, die Zahl der Problemfälle ist gesunken.
Sind die Ferienfreizeiten für schüchterne Kinder geeignet?
"In jedem Fall, das kann eine ungeheure Chance für solche Kinder sein.", rät Ulrike Kutsch. Denn eine neue Umwelt und neue Erfahrungen können gerade die zurückhaltenden Kinder stärken. "Wichtig ist, dass die Eltern das im Vorfeld den Betreuern ganz klar sagen, damit die Betreuer auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können", so die Pädagogin Kutsch. Oftmals würden Eltern aus falscher Scham die Probleme ihrer Kinder verheimlichen. Das sei aber falsch. Ein offensiver Umgang mit diesen Themen tue Kindern und Betreuern gut.
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